Beratungsservice - Anwachsprobleme

Sollten in den ersten zwei Jahren nach einer Gehölzpflanzung (durch Privatkunden selber oder durch Gartenbaubetrieb) Probleme entstehen wird eine Beurteilung vor Ort ausgeführt. Sobald mehrere Parteien involviert sind (Baumschule, Gartenbaubetrieb, Privatkunde) muss zuerst geklärt werden, wer den Beurteilungsauftrag erteilt und somit für die Kosten der Abklärungen verantwortlich ist.

Durch die Verpflanzung von Freilandware (mit Erdballen, nicht im Topf / Container) verändert sich vor allen im ersten Standjahr das Erscheinungsbild  des Gehölzes infolge des Verpflanzungs- schocks oft etwas.
Verliert die Pflanze also etwas an Farbe, treibt weniger aus, oder reduziert das Nadel-, Blattwerk in geringem Masse, ist dies durchaus normal. Dies kommt daher, dass die Pflanze zuerst wieder neue Faserwurzeln bilden muss um genügend Wasser und Nährstoffe aufnehmen zu können.
Hier gilt es abzuschätzen, inwiefern die Veränderung als normal bezeichnet werden kann, oder ob die Pflanze zu stark leidet.   

Folgende Punkte werden beurteilt:

  • Boden. Zusammensetzung ( Humusgehalt, Lehmanteile, Durchlässigkeit, Wasserspeicherkapazität, Sauerstoffzufuhr...) Tiefgründigkeit, allg. Bodenqualität (Geruchstest!) ph- Wert und Nährstoffgehalte können wenn nötig im Labor festgestellt werden. Schädlingserkennung (Engerlinge, Werren, Mäuse , Dickmaulrüsslerlarven...)
  • Standort.Konkurrenzsituation zu anderen Pflanzen, Gebäuden, Hangdruck (Wasserzufuhr). Sonneneinstrahlungswinkel und – Dauer. Die schlechteste Voraussetzung für eine Neupflanzung ist das Anpflanzen in stehende Nässe. Die Pflanzenwurzeln erhalten so keinen Sauerstoff, ersticken und verfaulen!
  • Lage. Die Pflanze muss dem regionalen Klima entsprechend gewählt worden sein, vor allem in Bezug auf die Winterhärte.
  • Pflanzenqualität. Die wichtigste Voraussetzung zum problemlosen Anwachsen ist ein gut verzweigtes Wurzelwerk. Dies wird in der Baumschule durch regelmässiges verpflanzen erreicht. Auch ein- bis zwei Jahre nach der Pflanzung kann meist noch beurteilt werden, ob dies der Fall war.
  • Bezugsquelle. Fast alle europäischen Baumschulproduktionsgebiete haben lockerere Böden (Torf, Sand ) als das  im schweizerischen Mittelland der Fall ist. Dies, sowie das unterschiedliche Klima ( in Pistoia, I haben die Pflanzen den doppelten Zuwachs als bei uns in der Schweiz!) kann zu Aklimatisationsproblemen führen. Bei Pflanzenbezügen aus südlichen Ländern ist von einer Herbstpflanzung abzuraten (Winterhärte).
  • Fachgerechte Pflanzung. Dies beinhaltet auch die Abklärungen vor der Pflanzung, ob Boden, Standort und Qualität stimmen. Hier sind dem Auszuführenden aber auch Grenzen  gesetzt. Zum Beispiel kann der Erballen der Pflanze nicht aufgeschnitten werden um die Wurzelqualität zu beurteilen. Grundlegende Anforderungen wie Bodenvorbereitung (Bodenverbesserer, Wasserabfluss gewährleisten), Pflanzhöhe, Einschwemmen, und die  Verankerung müssen erfüllt sein.
  • Pflege. Ich betone nochmals, dass hier eine unmissverständliche Kommunikation erforderlich ist. Es kann schwierig werden ungenügende Bewässerung nachzuweisen, hingegen ist meist beurteilbar, ob ein allfälliger Schädlingsbefall rechtzeitig erkannt wurde.
  • Krankheiten, Schädlinge. Erkennen und mögliche Gründe dafür suchen. So können zum Beispiel Läuse, Raupen, Käfer und Pilze leicht von nahegelegenen Pflanzen übertragen worden sein. Gewisse Krankheiten wie zum Beispiel Wurzelpilze können einen Zusammenhang mit schlechter Standortwahl  (wenn der Boden zu nass ist) haben. Schlecht gepflegte, sowie qualitativ minderwertige Pflanzen sind ohnehin anfälliger auf allerlei Schädlinge.

Nach der Beurteilung werden selbstverständlich auch Lösungen vorgeschlagen, z.B Schädlingsbekämpfungsmassnahmen, Krankheitseindämmung / Pflege, Bodensanierung, Standortwechsel der Pflanze, andere Pflanzenwahl, Schnitt-, Dünge-, Pflegemassnahmen oder sogar Ersatzpflanzung.

Wenn die Ursache für den unbefriedigenden Pflanzenzustand eindeutig erkannt wird, ist es auch einfacher abzusprechen wer für die Zusatzkosten aufkommen muss. Ist die Fehlerquelle nicht eindeutig, wird ein Schlichtungsvorschlag gemacht, und möglichst vor Ort ausgehandelt.

Wenn es vom Auftraggeber gewünscht wird, kann die Beurteilung und die Vorgehensweise für die angestrebte Lösung auch schriftlich verfasst werden.

Formgehölze